Photography
Variationen einer Reise
(2022/23)
Variationen einer Reise (Variations on a journey) is a collection of 15 handmade accordion books depicting moments and thoughts that photographer Ilka Pappenscheller and writer Ferdinand Uth encountered on their journey through the South of France and Italy. By taking on different subjects, formats and colors, the photographs and texts show not just a single aspect, but many shades of the same journey.
The books were each published in an edition of three. You can see a making of video about the manufacturing process here. The Leporelli were presented for the first time as part of an exhibition at the Sara Lily Perez Gallery in November 2023.
Gabriele
(2018/19)
Variationen einer Reise ist eine Sammlung von 15 handgefertigten Leporello-Büchern die Momente und Gedanken darstellen, denen die Fotografin Ilka Pappenscheller und der Schriftsteller Ferdinand Uth auf ihrer gemeinsamen Reise durch Südfrankreich und Italien begegnet sind. Indem sich die Fotografien und Texte verschiedenen Sujets, Formaten und Farben annehmen, wird nicht nur ein einzelner Aspekt, sondern viele Schattierungen der selben Reise gezeigt.
Die Bücher erschienen jeweils in einer Edition von drei. Hier gibt es ein Making of Video zum Herstellungsprozess zu sehen. Im Rahmen einer Ausstellung wurden die Leporelli in der Galerie Sara Lily Perez im November 2023 erstmals präsentiert.
Nur der Sand ist ewig
Hart sind die Sandkörner, denn sie sind Stein, sie bleiben ewig.
Der Schnee hingegen ist weich wie alles, was vergänglich ist.
Ist es ungerecht, dass alles Zierliche im Wind sich zerstreut,
zerfällt wie die Flügel eines Schmetterlings unter einer warmen Hand
Oder zu Erde zerfließt, wie Blätter nach einem schweren Herbstregen?
Die Vergänglichkeit trägt viele anmutige Gesichter
Sie kommt mit dem Ernst der Totenmesse
Der leichtherzigen Melancholie des Altweibersommers
Dem Tanz der Eintagsfliegen auf dem Wasser
Sie hängt am Duft der Kleider eines Menschen, der nicht länger bei dir ist.
Ist sie ungerecht, die wunderschöne Flüchtigkeit, mit der wir leben?
Ist nicht schon von Anfang an ein Korn des Staubes in uns, zu dem wir einmal werden?
Selbst das heilige Ritual des Denkens verliert sich, vielleicht in ein paar tausend Jahren
Zwischen all dem gelben Sand, der ewig bleiben muss.
Vielleicht kann ich auch ihn, den Sand, eines Tages dafür lieben.
(Ferdinand Uth, 2023)
Wer bist du
Wer spricht schon gern über Gefühle?
Schon als Kind beginnt das Versteckspiel. Wie von Stoffbahnen wird es eingehüllt. Mehr und mehr verschmelzen diese Schichten miteinander, Stoff und Haut, bis sie kaum noch unterscheidbar sind.
Wer zeigt sich schon gerne bloß? Blöße, die geht tiefer als Nacktheit, denn sie ist echt. Wie viele Schichten unter der Haut müssen durchdrungen werden, bis von einem Menschen etwas hervorkommt, das nicht nur eine Spiegelung seines Dunstkreises ist? Ich stelle mir vor, dass dort etwas wunderbar Rohes liegen muss, ebenso wertvoll wie ein seltenes Erz, das nur in großer Tiefe und Dunkelheit geschürft werden kann. Vielleicht ist es hässlich, ängstlich, schwach oder dumm, vielleicht geheimnisvoll, liebreizend oder erfüllt von ungeahnter Zuversicht, wenn es dann zu Tage tritt. Ohne Frage ist es besonders.
Doch die Momente, wo ein Streifen echter, unangetasteter Blöße aufblitzt, sind selten in einem Erwachsenenleben. Womöglich dringt in einem stürmischen Moment etwas davon hervor, wie ein gebrochener Knochen, der die Haut durchbohrt und weiß schimmernd aufblitzt zwischen rotem Fleisch. Anderes lässt sich vielleicht erahnen, in Bewegungen und Worten, in feinen, verblassten Narben. Immer jedoch bleibt das Unwissen größer als alles andere.
Wer kennt sich schon selbst?
(Ferdinand Uth, 2023)